Nach dem Unwetter ist vor dem Unwetter…

Auch wenn es nur ein erster Ausblick auf die kommende Woche ist, deuten einige Wettermodelle eine erneute Wetterlage mit einem Potential für unwetterartigen Starkregen und Hochwasser an. Dabei sind die letzten Unwetterereignisse noch gar nicht so lange her und in mancher Region sind die Keller noch nicht einmal trocken, geschweige denn die letzten Schäden beseitigt. Nun drohen also möglicherweise neue Unwetter.

Jetzt ist also der richtige Zeitpunkt sich vorzubereiten. Anbei eine kleine – wenn auch nicht abschließende – Gedankenunterstützung.

Aus Gestern für Morgen lernen – Einsatzerfahrungen sammeln, auswerten und für das nächste Ereignis Verbesserungspotential auszuschöpfen

Fragencheck zum Ereignis allgemein

Sofern Ihr/Sie bereits in den vergangenen Wochen von Hochwasser oder einem Starkregenereignis betroffen gewesen seid/sind, lohnt vielleicht der Blick zurück:

  • Wo ergaben sich Gefährdungspunkte, kam es zu Überflutungen?
  • Welche Einschränkungen ergaben sich für den Straßen-, Schienen- und Busverkehr?
  • Welche Einschränkungen ergaben sich für die Versorgung mit Strom, Wasser, Wärme?
  • Welche Auswirkungen hatte das Ereignis auf die Kanalisation, insbesondere hier Schmutz- und Regenwasserkanalisation?
  • Haben Schutzeinrichtungen/ Schutzbauwerke wie Regenrückhaltebecken, Dämme, Deiche, Gräben, Barrieren ihren Zweck erfüllt? (Es lohnt sich, genau hinzuschauen, oft sind Schäden nicht auf den ersten Blick erkennbar)
  • Welche Schäden sind seit dem Ereignis noch nicht behoben, die bei einem erneuten Hochwasser/ Starkregenereignis eine zusätzliche Gefährdung darstellen könnten?
  • Welche Auswirkungen können nicht behobene Schäden an Schutzbauwerken/ Schutzeinrichtungen bei einem erneuten Hochwasser/ Starkregenereignis hervorrufen?
  • Drohen an Brückendurchlässen, Wehren oder Engstellen an Fließgewässern Verklausungen durch noch nicht beseitigtes Treibgut?

Fragencheck zum Einsatz allgemein

In den vergangenen Tagen und Wochen waren Feuerwehren, THW, Sanitätsdienste aber auch Mitarbeiter von Gemeinde- und Kreisverwaltungen, Bauhöfen sowie Wasser- und Abwasserverbänden mit einer Vielzahl von Starkregenereignissen konfrontiert. Dabei gab es lokal Gemeinden, die mehrfach von einem Ereignis betroffen waren. Auch wenn die Hilfe für die Betroffenen ankam und im Gesamtergebnis ein positives Fazit gezogen werden kann, gibt es doch meist immer etwas was, dass besser laufen könnte oder noch zu bedenken ist. Ein konstruktives „nörgeln“ soll das Erreichte und die Leistung nicht in Abrede stellen oder schmälern, sondern Verbesserungen bringen: Verbesserungen präventiv im Vorfeld des Ereignisses, während des Ereignisses und auch danach und vor allem auch Sicherheit bringen, für Betroffene wie Einsatzkräfte gleichermaßen. Dazu als Anregung ein Faktencheck:

  • Wie war der Einsatzablauf beim letzten Hochwasser/ Starkregenereignis?
  • Sind wir als Einsatzorganisation oder Verwaltung gut vorbereitet?
  • Hat die Zusammenarbeit mit anderen Einsatzorganisationen und Behörden geklappt?
  • Haben wir alle aktuellen Erreichbarkeiten der erforderlichen Ansprechpartner Dritter (z.B. DRK, THW, DLRG, Stadtwerk, Abwasser-/Wasserverband, Deichverband, Bauhof etc.)
  • Hat die Kommunikation via Funk und (Mobil-)Telefon funktioniert, wo gab es Probleme, gibt es bei den Kommunikationsmitteln eine Redundanz, auf die bei Ausfall zurückgegriffen werden kann?
  • Wo müssen in der Einsatztaktik Nachbesserungen erfolgen, insbesondere, wenn sich beim letzten Hochwasser/ Starkregenereignis neue Gefährdungspotentiale ergeben haben?
  • Kommen wir aktuell und rechtzeitig an Daten zum Wetter und der Wetterentwicklung heran?
  • Waren die vorhandenen Einsatzmittel ausreichend?

Check Einsatzmittel

Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz. Erfahrenen Einsatzkräfte aus dem Brand- und Katastrophenschutz kennen die Maxime zur Genüge. Meist heißt das Fahrzeuge reinigen, Schläuche waschen, trocknen und prüfen, Gerätschaften pflegen, Material ergänzen und wieder verlasten, sprich: Die Einsatzbereitschaft wiederherzustellen.

Wenn aber die Entwicklung einer neuen Unwetterlage droht:

  • Sind die Sand- und Sandsackbestände wieder aufgefüllt?
  • Sind Sandsackersatzsysteme (z.B. Dammbalkensperren) geprüft und wieder einsatzbereit?
  • Sind Pumpen und Aggregate wieder einsatzbereit?
  • Sind Einsatzleitung und Stäbe wieder ausreichend mit Einsatzmitteln versorgt (z.B. Büromaterial, Vordruck Einsatztagebuch, Meldevordruck)?
  • Sind Kommunikation- und Datenverarbeitungsmittel wieder einsatzbereit, das Funkgerät repariert, das verlorene Mobiltelefon wiederbeschafft, das Notebook mit dem neuen Update versehen, der Drucker und Kopierer im Stab wieder funktionsfähig etc.?

Kein erfolgreicher Einsatz ohne Logistik:

  • Wo haben das Hochwasser/ Starkregenereignis Verbesserungspotentiale in der Logistik zur Versorgung der Einsatzkräfte offenbart?
  • Was war ausreichend da, wie kam es zu den Einsatzkräften, kam es Zeit nah zu den Einsatzkräften, was hat gefehlt, was wird nicht oder nicht in dem Umfang benötigt?
  • Sind die Vorräte an Verbrauchsgütern der Logistik wieder aufgefüllt?
  • Was können wir in der Logistik sofort verbessen, was mittelfristig in den kommenden Wochen, was muss langfristig angepackt werden?
  • Was lief in der Sandsacklogistik gut, wo gibt es Verbesserungspotential, sind die Sandsackfüllplätze ausreichend in der Anzahl und dem Flächenbedarf, verkehrstechnisch gut angebunden sowie gut organisiert?
  • Wie können Dritte (z.B. Bauunternehmen, Landwirte, Transportunternehmer) mit welchen Mittel wieder/ erneut in die Gefahrenabwehr eingebunden werden?

Vorbereitet sein – Einsatzbereit sein

Mitunter ergibt sich aus der Erfahrung vom letzten Hochwasser/ Starkregenereignis in Zusammenhang mit einer erneut drohenden Unwetterlage die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen, die bereits jetzt umgesetzt werden können. Beispiele:

Sandsackdamm. An besonders schützenswerten Objekten, die bei einem erneuten Ereignis ähnlich stark gefährdet, kann temporär ein Sandsackdamm (wieder) errichtet werden. Dazu mehr hier [ Aufkadung/ Sandsackdamm – www.deich-verteidigung.de ]

Böschungsabbruch. Wie Böschungen mit Hilfe von Big Bags als Notmaßnahme gesichert werden können das findet ihr hier [ Sicherung einer Uferböschung nach Hochwasser – www.deich-verteidigung.de ]

Hangsicherung. Um den beim letzten Ereignis betroffenen Hang gegen ein weiteres Abrutschen zu sichern, insbesondere dann wenn es bereits am Hang offene Stelle gibt, die durch erneut dauerhaft eintretenden Niederschlag weiter ausgespült werden können, kann es empfehlenswert sein, den Hang mit einer wasserundurchlässigen Gewebeplane und Sandsäcken zu Beschwerung der Plane zu sichern. Mehr Infos findet ihr hier [ Hangsicherung – www.deich-verteidigung.de ].

Dammsicherung. Die Einsätze der letzten Tage haben gezeigt, dass mitunter nicht jeder Damm den Wassermassen, die er zurückhalten soll, gewachsen ist. Mitunter können aufgeweichte Dämme mit Hilfe einer Auflast stabilisiert werden, analog wie bei einem Deich [ Auflast mit Dränagefilter – www.deich-verteidigung.de ] oder es ist vielleicht erforderlich das wie im aktuellen in Fröndenberg/ Nordrhein-Westfalen ein Notdamm [ Erfolgreicher Einsatz – www.deich-verteidigung.de ] errichtet wird.

[Thomas]