Der Einsatz von Sandsäcken ist mit einem enormen materiellen und personellen Aufwand verbunden.
Aus diesem Grunde sind nach den letzten großen Hochwassern zahlreiche Sandsack-Ersatzsystem (SSES) auf dem Markt erschienen.
Einige dieser Systeme haben sich bereits in der Praxis bewährt.
Diese Systeme versprechen, viel effektiver und ressourcenschonender als der Einsatz von Sandsäcken zu sein.
Soll ein Sandsack-Ersatzsystem in einem Hochwasser zum Einsatz kommen, müssen einige Bedingungen erfüllt sein:
- das System für den vorgesehenen Einsatzort geeignet sein (Untergrundbeschaffenheit)
- die Helfer, die das System aufbauen sollen, müssen darin geschult sein
- das System muss direkt am Einsatzort in Betrieb genommen werden (Zuführung von Füllmaterial, Sand oder Wasser)
Beim Aufbau müssen die Herstellerangaben zwingend beachtet werden.
Ist dies nicht gewährleistet, kann ein Sandsack-Ersatzsystem leicht versagen.
Es kommt zum Kippen, Weggleiten, oder zu massiven Undichtigkeiten.
Es gilt, die einschlägigen Vorschriften zu beachten: Beim notfallmäßigen, ungeplanten Einsatz von Sandsack-Ersatzsystem sollte das System nie mehr als 60 cm eingestaut werden.
Weiterhin muss immer eine wassersperrende Folie verbaut werden, denn diese sorgt erst für das erfolgreiche Funktionieren des Systems.
Das sich auf der Folie anstauende Wasser drückt die Folie auf den Untergrund und sorgt so für eine gute Wasserdichtigkeit. Bei einer ausreichenden Dimensionierung der Folie sowie einer sorgfältigen Verlegung kommt es so zu einem zu vernachlässigenden Sickerwasserdurchfluss.
Beim Auslegen der Folie ist darauf zu achten, dass diese möglichst falten- und spannungsfrei ausgelegt wird.
Es gilt der Spruch: Kein Sandsack-Ersatzsystem ohne Sandsäcke!
Sandsäcke werden teils in nicht unerheblicher Anzahl benötigt, um die auf die Systeme gelegte Folie auf dem Untergrund zu halten oder um die Folie auf dem System zu befestigen.
Des Weiteren können mit Sandsäcken Unebenheiten oder Übergänge zu anderen Systemen, Bauwerken oder ähnlichem geschlossen oder gestopft werden.
Sandsackersatz-Systeme werden oftmals zum Objektschutz eingesetzt oder um eine zweite Deichverteidigungslinie zu errichten.
Vor dem Einsatz ist immer zu prüfen, ob das vorgesehene Ersatz-System auch für den Untergrund geeignet ist.
Schwere Massesysteme eignen sich zum Beispiel nicht für den Einsatz auf einer Rasenfläche, da dieser Systemtyp aufgrund des Eigengewichtes bei zunehmender Durchfeuchtung im Boden einsinken kann.
Kein Sandsackersatz-System ist für alle Einsatzorte geeignet.
Wenn die erforderlichen Bedingungen erfüllt sind, kann ein Sandsack-Ersatzsystem eine sinnvolle, material- und personalsparende Ergänzung zu den herkömmlichen Sandsäcken sein.
Es muss jedoch gewährleistet sein, dass die angegebenen Einstauhöhen vom tatsächlich eintretenden Hochwasserereignis nicht überschritten werden, da die meisten Sandsack-Ersatzsystem im Gegensatz zu einem klassischen Sandsackdamm nicht erhöht werden können.
Wenn das Aufbaupersonal geschult ist und die Materiallogistik gut abgestimmt ist, kann ein Sandsackersatz-System in verhältnismäßig kurzer Zeit ein hohes Schutzziel erreichen.
Irreführend ist aber oftmals das von den Herstellern oft angepriesene: Im Hochwasserfall ist genügend Wasser zum Füllen der Systeme vorhanden. Im optimalen Regelfall werden Sandsack-Ersatzsystem vor dem Hochwasser aufgebaut. Wasser muss also zum System hin transportiert werden – Im Idealfall durch vor Ort befindliche Hydranten oder Gewässer, im ungünstigeren Fall durch Tanklöschfahrzeuge oder ähnlichem.
Auf die regelmäßige Kontrolle der im Einsatz befindlichen SSES muss besonderes Augenmerk gelegt werden. Wassergefüllte Systeme sind fortlaufend auf ihren Füllgrad hin zu kontrollieren und bei Bedarf unmittelbar nachzufüllen.
Der Anfälligkeit für Sabotage jeglicher Art ist Sorge zu tragen und dieser durch kontinuierlichen Patrouillengängen entgegenzuwirken.
Ebenso sind Sicherheitsabstände einzuhalten, gerade wenn ein Sandsack-Ersatzsystem auf einer noch befahrenen Straße errichtet wird. Werden die Abstände nicht eingehalten, kann es leicht zu Unfällen kommen, die ein Versagen des Systems möglich machen können.
Für solche Fälle ist eine „Schnelleingreif-Truppe“ mit einer Summe von x-Sandsäcken vorzuhalten, die in einem solchen Fall unmittelbar einschreiten kann.
Ein weiteres Manko ist die fehlende unabhängige Prüfung und Zertifizierung der Sandsack-Ersatzsystem. So birgt der (erstmalige) Einsatz eines neuen SSES immer ein gewisses Risiko.
Selbst wenn die Systeme unter meist Laborbedingungen getestet wurden heißt dies noch nicht, dass sie sich in der Praxis – im Ernstfall – auch bewähren.