Möglichkeiten und Maßnahmen der Sicherung von Hängen außerhalb von Hochgebirgen ausschließlich im Rahmen der Gefahrenabwehr

Hangrutschungen in Hochwasserlagen stellen Einsatzkräfte mitunter vor große Herausforderungen. Auf den folgenden Seiten sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie dieser Einsatzlage begegnet werden kann und welche Techniken aus dem Bereich Hochwasserschutz und Deichverteidigung angewandt werden können.

Erdrutsch, Murgang, Hangrutsch, Bergrutsch, Schlammlawine – Zunächst eine kurze Einordnung. Der Begriff Erdrutsch ist der allgemeine Oberbegriff für das Abgleiten größerer Erd- und Gesteinsmassen, zumeist ausgelöst durch starke, langandauernde Niederschläge und das dadurch bedingte Eindringen von Wasser zwischen vorher gebundenen Bodenschichten.

Sind größere Flächen betroffen wird oft der Begriff Bergrutsch verwendet; bei kleineren Flächen der Begriff Hangrutsch oder Hangrutschung. In Hochgebirgen findet sich der Begriff Murgang. Auch hier handelt es sich um das Abgleiten von Erd- und Gesteinsmassen. Charakteristisch für einen Murgang sind jedoch die hohe Fließgeschwindigkeit, sowie eine breiartige Mischung aus Wasser und einem hohen Feststoffanteil (z.B. Kiese, Steine, Gerölle, Unterholz).

Nicht eindeutig zu definieren ist der Begriff der Schlammlawine. Mitunter wird er umgangssprachlich für einen Murgang verwendet oder findet Verwendung als Beschreibung für einen Bodenabtrag bei starken Niederschlägen als unmittelbare Folge einsetzender Bodenerosion. Aus der Einsatzerfahrung heraus lassen sich Schlammlawinen als ein Schlammfluss mit einem hohen Wasseranteil und stark verflüssigten Erdmassen beschreiben.

Erdrutsche können mitunter große Dimensionen annehmen. So rutschten am 18. Juli 2009 geschätzte 4,5 Millionen Kubikmeter Erdmasse bei Nachterstedt in Sachsen-Anhalt in den Concordiasee, einen ehemaligen Braunkohletagebau. Dabei wurden Teile einer angrenzen-den Wohnhaussiedlung weggerissen, drei Menschen starben und eine meterhohe Flutwelle gelangte bis ans andere Ufer des Sees und schob ein Ausflugsschiff auf das Ufer.

Abbildung 1: Concordiasee Nachterstedt, Abbruchstelle, freies Bild ohne Bildrechte

Doch auch während des Hochwassers Anfang 2021 in Deutschland waren Hangrutschungen in Folge langandauernder Niederschläge zu verzeichnen. So geriet am 02.02.2021 in Schopfheim, Ortsteil Altig (Baden-Württemberg) der Hang entlang einer Wohnhaussiedlung ins Rutschen. Infolgedessen mussten mehrere Häuser zunächst evakuiert werden. Ein weiterer Hangrutsch ereignete sich u.a. in Eisenberg/Pfalz (Rheinland-Pfalz). Hier geriet am 06.02.2021 der Steilanhang an einem angrenzenden Wohngebäude in Folge langanhaltender Niederschläge in Bewegung und rutschte zum Teil gegen das angrenzende Wohnhaus.

Abbildung 2: Hangrutsch Schopfheim, Bild: THW
Abbildung 3: Hangrutsch Eisenberg/Pfalz, Bild: THW

Die Fallbeispiele zeigen, wie unterschiedlich Hangrutschungen ausfallen können und sollen zugleich abgrenzen und das Ziel der folgenden Seiten veranschaulichen.

Die Seiten richten sich an Einsatzkräfte, die in Hochwasserlagen bzw. in Zusammenhang mit langanhaltenden Niederschlägen mit Einsatzlagen konfrontiert werden, bei denen in kleinen bis mittleren Rahmen (vgl. Abb. 2 und 3) Hänge instabil sind oder drohen instabil zu werden, ins Rutschen geraten sind oder durch oberirdisches Wasser überspült oder durch unterirdisch fließendes Wasser durchströmt werden. Alle Maßnahmen beziehen sich ausschließlich auf die akute Gefahrenabwehr und fußen auf Einsatzerfahrungen.

Im Rahmen der Gefahrenabwehr gliedert sich die Bewältigung der Einsatzlage „Hangrutsch“ in die Phase der Erkundung und die Phase der aktiven Umsetzung von Maßnahmen zur Gefahrenabwehr.

[Thomas Preiß]